Wich­tige Ereig­nisse seit 1900
1900 Die Kirchen- und Armenpflege trifft sich zu monatlichen Sitzungen. Oft finden keine Beratungen statt. Die Funktionen: „Kommission zur Prüfung der Kirchengutsrechnung“, „Kassarevisor“, „Armenpfleger“, „Kirchenpfleger“. Es wird eine Kirchenguts- und eine Armenrechnung geführt.
1901 Für dieses Jahr wird keine Kirchensteuer bezogen in der Meinung, dass man das eine Jahr Kirchensteuer, das andere Jahr Friedhofsteuer beziehen soll.
1902

Gesetz betr. Organisation der evang. Landeskirche. Darin wird der Landeskirche erstmals autonome Gewalt eingeräumt, insbesondere das Recht zum Erlass einer autonomen Satzung, der Kirchenordnung. Sie bleibt aber bis 7. Juli 1963 eine unselbständige Anstalt des Staates. Wegen mehrmaliger Reklamationen betr. die Sonntagschule wird den Lehrerinnen mitgeteilt, man werde die Sonntagschule auch fernerhin in der Kirche dulden, wenn sie darauf hin wirken, dass gewisse Vorkommnisse betr. Verunreinigung des Friedhofs nicht mehr vorkommen (Friedhof damals noch neben der Kirche).

Neues Kirchengesetz: Pfarrer als Kirchenpräsident ausgeschlossen; Pfarrerbesoldungen und Auslagen der Kirchenbehörden durch Staat finanziert. Synode erlässt Kirchenordnung zum staatlichen Kirchengesetz.

1903 Mit der Beschaffung einer Gedenktafel für den verstorbenen Pfarrer Wolff wird Armenpfleger Hug beauftragt. Lieferung durch Schmitt und Schmitweber, Dietikon
1903 Lehrer Ehrsam erhält Fr. 10.- für das Heizen in seinem als Unterrichtszimmer benutzten Schulzimmer.
1907 Bei der Orgelweihe wird von einer Solistin abgesehen, da die Gemeinde eine künstlerisch gebildete Sängerin ohnehin nicht würdigen würde.
1908 Neu wird bei Begräbnissen von Erwachsenen am Anfang und Ende des Gottesdienstes die Orgel gespielt.
1909 Statthalteramt büsst Sennerei Geroldswil wegen Kegelschieben während Gottesdienst; Busse Fr. 5.-. Neu wird das Abendmahl am Bettag im Vor- & Nachmittags-Gottesdienst ausgeteilt.
1910 Abendmahl: Weinquantum reduziert, weil Rest dem Sigristen zufällt; 1. Mal 6 Kannen; 2. Mal 4 Kannen.
1913 Gesundbeterei nimmt überhand, ist (gem. Pfarrer) als Irrlehre zu bekämpfen. Kirchenpflege ist dagegen. Begründung: Wird von selbst wieder verschwinden.
1914 Ein Kreisschreiben des Kirchenrates ersucht die Kirchenpflegen, das überhand nehmende Glück- und Börsenspiel zu bekämpfen.
Am 28.7. erklären Österreich und Deutschland Serbien und kurz darauf den mit ihm verbündeten Russland und Frankreich den Krieg. Zu Beginn des Krieges füllen sich die Kirchen, während zuvor der Gottesdienstbesuch teilweise ausgesprochen schlecht war. Zusätzliche Abend-Gottesdienste bis dreimal in der Woche! Doch Ende 1914 glich sich das Verhalten der Bevölkerung wieder der Vorkriegszeit an.
1916 Dem Gemeinderat wird beantragt, Landwirte, die zur Gottesdienstzeit Futter holen oder andere Geräusch verursachende Arbeiten verrichten, zu bestrafen.
1917 Kriegsjahr, Gottesdienste fallen aus, um Kohle zu sparen.
Gründung des Kirchenchors Weiningen. Bereits im Dezember des Jahres 1899 teilt Pfarrer Wolff der Kirchenpflege mit, dass er sich in nächster Zeit bemühen werde, die Gründung eines Kirchenchors an die Hand zu nehmen, was von der Kirchenpflege begrüsst wird.
Dekan Ganz schlägt vor, das schwarze Kleid der Konfirmandinnen zu sparen. Die Kirchenpflege hält aber daran fest.
Frauenverein schenkt bedürftigen Konfirmanden je 1 Hemd & 1 Paar Socken; Kirchenpflege zahlt Fr. 20.- daran.
1918 Oster-Kollekte für bedauernswerte Greise beiderlei Geschlechts. (Greis entspricht dem heutigen Begriff „Senior“)
1919 Weiningen, 6. Apr.: neue "nur" Kirchenpflege gewählt, 13 Mitglieder; neue "nur" Armenpflege gewählt, 9 Mitglieder.
Nov.: Der Pfarrer ist inzwischen der Unterschlagung angeklagt. Es geht um Fr. 400.-, die der Pfarrer erst am Tag nach dem Kassasturz auf die Bank einbezahlt hat.
Da Pfarrer, was immer geschieht, immer auch Freunde in der Gemeinde haben, gerät die Kirchgemeinde in ihre erste ernsthafte Krise dieses Jahrhunderts.
1920 An einer a.o. Sitzung im März hat die Kirchenpflege beschlossen, beim Kirchenrat dahin zu wirken, dass der Pfarrer abberufen wird.
Der Pfarrer hat per 1.12. demissioniert. An der Kirchenpflegesitzung vom 14. Sept. wird der Pfarrer als Aktuar entlassen und durch Kirchenpfleger Jakob Müller ersetzt. Eine Untersuchungskommission des Unterschlagungsfalls (an Hochzeiten durch den Pfarrer nicht eingetragene Spenden) wird gebildet.
Einsatzfeier des neuen Pfarrers (12.12.). Der Präsident begrüsst ihn, der Hoffnung Ausdruck gebend, dass nun wieder Friede, Freude und Versöhnung eintrete. Nachher begeben sich Ehrengäste, Behörden und Vereine mit Musik an der Spitze zu einem einfachen Abendessen in die Linde.
Die Landwirtschaft leidet unter der Maul- und Klauenseuche. Der Bezirkstierarzt hat die eingestellten Kirchen- und Schulbesuche mit dem 28. Nov. wieder geöffnet.
1921 Ein Fehlbetrag von Fr. 123.75, den der Pfarrer im Spendgut nicht verbucht hatte, ist eingegangen. Damit kann die Abrechnung nun vom Bezirksrat genehmigt werden.
Das Kirchensäcklein, am Ende des Gottesdienstes durch den Sigrist hergehalten, wird durch feste Opferbüchsen ersetzt.
1922 Sonntagsheiligung, Probleme mit Schiess- & Turnverein.
An den Palmsonntagen versperren die Kinder auf der Empore den Erwachsenen den Platz. So dürfen nur noch Kinder im Vor-Konfirmationsjahr und deren Geschwister dort Platz nehmen.
Alle Knaben werden künftig erst auf Ostern (nicht mehr auf Weihnachten) konfirmiert.
Wählbarkeit der Frau als Pfarrerin abgelehnt.
1923 Die regionalen Vorträge des Pfarrers über den Katholizismus geben zu Diskussionen Anlass.
Fach biblische Geschichte & Sittenlehre durch Regierungsrat aus obligat. Lehrplan der 6 ersten Jahre gestrichen. In Zürich und Winterthur bleiben mehrere hundert kath. Kinder dem Fach nun fern. (Werden vom Priester dazu angehalten.)
1927 Der Pfarrer setzt sich in der Synode dafür ein, dass der Religionsunterricht in den Schulen nicht abgeschafft wird.
Rekursentscheid des Regierungsrates in Sachen Friedhofgemeinde. Diese hat der Kirchgemeinde eine jährliche Entschädigungssumme von Fr. 800.- für die Benutzung der Glocken und der Kirche zu leisten. Ausgangpunkt der Auseinandersetzung war die Benutzung der Kirchenglocken anlässlich Beerdigungen Andersgläubiger, Konfessionsloser und insbesondere solcher Personen, die zur Umgehung der Kirchensteuer aus der Landeskirche ausgetreten sind.
1932 Wegen Unterschlagung durch den Pfarrer geht erneut die Spendgutverwaltung an einen Kirchenpfleger über.
Eine Broschüre über das Frauenstimmrecht wird zu den Akten gelegt.
1933 In Anbetracht der bedauerlichen Vorkommnisse der vergangenen Zeit wird die Arbeit von Pfarrer Schwarz als „wahrer Segen“ für die Gemeinde empfunden.
Die Empfehlung eines Lieferanten für alkoholfreien Abendmahlswein wird ad acta gelegt.
1934 Die Kirchenpflege beseitigt eine Unklarheit im Gottesdienst. Während dem Verlesen des Predigttextes soll sich die Gemeinde künftig setzen.
1936 Die Kirchenpflege unterstützt (auch in den folgenden Jahren) die Arbeitslosen. Gegenwärtig 14 Familien mit 31 Kindern.
Durch eine Eingabe des Musiker-Verbandes wird der Dirigent des Kirchenchors zum Rücktritt gezwungen. Der Kirchenchor sieht sich damit in seinem Bestehen gefährdet, da für das bis anhin entrichtete Honorar wohl kein Musiker zu finden ist. Die Kirchenpflege wird sich des Problems annehmen, wenn eine Eingabe an den Erziehungsrat keine Lösung bringen sollte.
Eine „Vereinigung zur Wahrung des schweizerischen Kirchengesangs“ wehrt sich gegen ein neues Gesangbuch.
1938 Das „Sicherheben“ von den Sitzen beim Eintritt des Pfarrherrn in die Kirche soll unverändert bleiben.
1940 Der Pfarrer legt der gesamten Kirchenpflege in einem Schreiben den Rücktritt nahe. 56 Kirchgenossen unterzeichnen eine Beschwerdeschrift gegen den Pfarrer.
4.7.: Der Kirchenrat fordert den Pfarrer mit Frist bis 5.10. auf, sich nach einer andern Beschäftigung umzusehen.
Die Kirchgemeinde gerät in die zweite ernsthafte Krise dieses Jahrhunderts.
1941 Beim Friedensrichter konnte keine Einigung in der Pfarrer-Angelegenheit gefunden werden.
In einer Schrift (mitgetragen von den politischen Behörden der Kreisgemeinde) werden dem Regierungsrat die „unhaltbaren Zustände“ in unseren kirchlichen Verhältnissen dargelegt.
1942 Die Suspendierung des „zum Unheil der Gemeinde“ gewordenen Pfarrers durch Kirchenrat/Regierungsrat beendet eine Periode von Zwistigkeiten in der Gemeinde.
1943 Der Pfarrer bietet den Kirchgenossen, die am Besuch der Predigt verhindert sind, eine gedruckte Version zum Preise von Fr. 17.- an.
1946 Pfarrer Huber nimmt die Bibelstunden wieder auf und bemerkt, dass leider 95% der Besucher Frauen sind.
Ende Jahr werden verschiedene Sammelaktionen (Obst, Altleder, Spielzeug, Haushaltungsgegenstände, Bücher) mit Jugendgruppe, Sonntagschule und Frauenverein durchgeführt.
Die Kirchenpflegemitglieder sammeln Geld für Hilfsbedürftige.
1947 Pfarrer Huber hält in Unterengstringen Volksvorträge. Mit Bibelstunden und Hausbesuchen könne er nicht alle erfassen. „Die Mentalität der Bevölkerung, durch viel Zu- und Wegzüge stark gemischt, sei ganz anders und könne den Weg zur Kirche nicht gut finden.“
1948 Kirchengesetz-Entwurf, Landeskirche wird eigene Rechtspersönlichkeit.
Kirchliche Zentralkasse als Voraussetzung zu einer kantonalen Kirchenverwaltung wird geschaffen.
Vom 5. bis 10.7. ist in Unterengstringen die „Zeltmission“ anwesend. Von einer aktiven Beteiligung wird Abstand genommen.
1950 Gegen das vom Papst erlassene Dogma von der „leiblichen Himmelfahrt der Maria“ wird den Konfirmanden eine Schrift von Fritz Blanke abgegeben.
Nach dem Bettag wird der Beginn des Gottesdienstes in Weiningen verschoben. Einläuten statt 09.00 neu 09.15 Uhr.
1951 Eingabe der Kirchenpflege an die Schulpflege, wonach bei Neuanstellungen möglichst Lehrer des Evang. Lehrerseminars Unterstrass berücksichtigt werden sollte.
1952 Ein neues Kirchengesangbuch liegt vor. Es bringt eine bessere Berücksichtigung der Psalmen, während Pietismus und Aufklärung etwas zurücktreten.
1953 Da der Kirchenbesuch wieder einmal zu wünschen übrig lässt, wird der Pfarrer ermuntert, den Kontakt mit der Bevölkerung durch häufigere Besuche zu vertiefen.
1954 Es wird als anstössig empfunden, dass nicht konfirmierte Jugendliche in Abendunterhaltungen der Dorfvereine mitwirken.
1956 Es wird als anstössig empfunden, dass die Hälfte der Schiesstage des Schiessvereins auf Sonntagmorgen 8-11 Uhr festgelegt werden.
1957 Nach einem Wochenende für Kirchenpflegen auf Boldern wird der Vorsatz gefasst, die Kirchenpflegesitzungen jeweils mit einem Gebet zu beginnen.
Das Betragen der Kinderlehrschüler gibt zu Besorgnis Anlass. Auch wird es als störend empfunden, dass ein Sekundarlehrer an Sonntagvormittagen Vogelschutzexkursionen mit Kinderlehrpflichtigen unternimmt.
Ehemalige Konfirmanden stören den Gottesdienst und verkritzeln die Bänke. Der Sigrist soll für Ordnung sorgen.
1960 Viele Gesangbücher in der Kirche sind durch Schüler übel zugerichtet.
Wegen zunehmender Verweltlichung des Karfreitags werden künftig um 3 Uhr nachmittags (als der Sterbestunde unseres Erlösers Jesu Christi) eine Viertelstunde die Glocken geläutet und eine kurze Andacht gehalten.
1962 Die Kirchenpflege wird ersucht, das „Leichengeleite“ wegen des zunehmenden Verkehrs auf den Strassen aufzugeben.
1963 Art. 63 in die Kantons-Verfassung aufgenommen; Auch römisch katholische & christkatholische Kirche staatlich anerkannt.
Als Mitglied einer anerkannten Kirche gilt, wer nicht schriftlich den Austritt erklärt hat.
Neues Gesetz über die Ev.-ref. Landeskirche. Kirchliches Frauenstimmrecht angenommen.
In der Kirchenpflege gibt erneut der schlechte Gottesdienstbesuch zu reden.
1965 Die Schaffung einer Kirchgemeindeordnung wird beschlossen.
Der Beitrag an die Zentralkasse wird von ½% auf 1% erhöht.
Eine Planungskommission hat ihre Arbeit für das neue Zentrum Geroldswil abgeschlossen.
Betr. 8 Uhr Kinderlehre am Sonntag werden die Eltern befragt.
Die RPK Unterengstringen beanstandet das Budget. Der Posten einer Sekretärin und die Verlegung des Büros für den Pfarrer in Geroldswil in eine Dienstwohnung bedürfe vorerst der Genehmigung durch die Gemeindeversammlung.
1966 Der Schiessverein beginnt wieder an Sonntag-Vormittagen Schiessübungen abzuhalten.
Bei Abendmahlsfeiern wird künftig statt Oblaten normales gebackenes Brot verwendet.
13.4.: Die Oberstufenschulpflege beschwert sich über das unanständige und Schäden verursachende Verhalten der Schüler im Schulzimmer und wünscht, dass der Konfirmandenunterricht künftig in kircheneigenen Räumen durchgeführt werde.
1967 Neue Kirchenordnung: erheblich erweiterte Autonomie der Kirche.
Eine vom neuen Pfarrer eingesetzte Beratergruppe, „Spurgruppe Geroldswil“ genannt, arbeitet an einer neuen Sichtweise kirchlichen Handelns und Bauens. 1967 erscheint seine Broschüre „Das Ende des Kirchenbaus“. Seine neue Sichtweise kirchlichen Handelns belastet zunehmend die Beziehung mit dem seit 1951 in Weiningen amtenden und beliebten Pfarrer. Der offene Streit spaltet schliesslich Kirchenpflege und Gemeinde. Die Bestätigungswahl des neuen Pfarrers ergibt ungewöhnlich viele nein-Stimmen.
1968 11.1.: Letzte Kirchgemeindeversammlung unter der Leitung des Präsidenten der politischen Kreisgemeinde Weiningen (Jakob Hintermann, Weiningen), da eine neue Gemeindeordnung genehmigt wird.
9.6.: Erste Kirchgemeindeversammlung unter der Leitung des Präsidenten der Kirchenpflege Weiningen.
1970 Die Kirchenpflege wird auf 9 Mitglieder reduziert. Wegen zunehmend schlechtem Besuch der Kinderlehre am Sonntag wird zusätzlich Kinderlehre am Werktag angeboten.
Regionales Wahlkursangebot für Konfirmanden wird eingeführt.
Die bisherige geografische Zuordnung der Pfarrer zu den Gemeindegliedern wird zugunsten freier Wahl aufgehoben.
Erstmals wird im Singsaal Büel in Unterengstringen ein Nachtessen mit Abendmahl angeboten.
Konfirmationsgottesdienst des neuen Pfarrers in neuer Form gibt zu reden (Konfirmanden mit „Töffli“ in Kirche gefahren).
Eine sog. „Spurgruppe“ unter der Leitung des neuen Pfarrers gibt u.a. Empfehlungen zur Umgestaltung des Pfarramtes ab. Die Spurgruppe hat die Funktion des Denkens (brain trust) in der Kirchgemeinde. Ihre prospektive Ausrichtung soll Ideen für die Zukunft produzieren. Leider zeigen die folgenden 8 Jahre deutlich, wie parallel zur verantwortlichen Kirchenpflege arbeitende Gremien leicht zu Spannungen und Spaltungen in der Kirchenpflege führen können.
Die dritte und letzte ernsthafte Krise dieses Jahrhunderts nimmt ihren Anfang. Sie wird erst im Jahre 1980 überwunden sein. Die 24-jährige, bis zur Pension reichende Amtszeit des Pfarrers hat der Kirchgemeinde in einer Zeit grossen gesellschaftlichen Umbruchs viel Kontinuität bewahrt. Mit der inzwischen geschaffenen zweiten Pfarrstelle hat die Krise ihren Anfang genommen. Durch den zweiten Pfarrer geschaffene Arbeitsgruppen arbeiten in Bereichen, die eigentlich in die Kernkompetenz der Kirchenpflege gehören. Die Kirchenpflege, später auch die Kirchgemeinde, konfrontiert mit einer neuen Sichtweise kirchlichen Handelns, die nicht das Ergebnis ihrer eigenen Beratung war, hält dieser Belastung nicht stand.
Die Kirchenpflege kommt zunehmend unter Zug- und Beschlusszwang. Sie reibt sich dabei fast auf und entzweit sich hoffnungslos.
1971 Konfirmanden-Unterricht neu; Grundkurs beim Orts-Pfarrer, ergänzt durch regionale Wahlkurse.
An der Gemeindeversammlung wird der „Landkauf Bergstr. 5 in Unterengstringen“ nur mit einem ganz knappen Mehr bewilligt. Ein Votant bedauert die Spannungen zwischen Gemeinde und Kirchenpflege und erachtet dieses Problem als schwerwiegender als dasjenige des Landkaufs.
Der Gemeinderat Unterengstringen erwartet in der nächsten Nummer des „Tschau zäme“, Nr. 14, Jahrgang 2, (der Redaktor ist Leiter der kirchlichen Jugendgruppe „Mostrundi“) eine Klarstellung zur erfolgten Aufmunterung zur Dienstverweigerung.
1972 Vertrag mit der Gemeinde Weiningen betr. Übernahme der Buchführung auf Drängen der RPK.
12.12: An der Gemeindeversammlung wird mit 132:80 Stimmen ein Projektierungskredit für ein kirchliches Zentrum Geroldswil an die Kirchenpflege zur Überarbeitung zurückgewiesen. Begründung: Nur Gottesdienstraum und begründete kirchliche Nebenräume seien zu planen. Keine Kegelbahnen, keine Töffliwerkstatt, kein Fotolabor. Kommentar in der LIZ (Limmatzeitung): „Geroldswil wird kein Jugendhaus sondern ein Bethaus erhalten; die Jungen werden nicht hingehen, zumal es die Alten auch nicht tun“.
1977 Erste Trennungsinitiative; 27% Ja-Stimmen
Das Zerwürfnis in der Kirchenpflege wird nun auch wieder in der Gemeindeversammlung thematisiert.
7.12.: An der Gemeindeversammlung wird das Budget der Kirchenpflege zurückgewiesen.
Nach §51 der Gemeindeordnung wird folgende Anfrage gestellt:
1. Sind die Schwierigkeiten zurückzuführen auf Divergenzen auf rein weltanschaulich-religiösem Gebiet oder sind sie im Wesentlichen praktisch-materieller Natur?
2. Bereitet es der Kirchenpflege Mühe, die die Arbeit dieser Behörde ordnenden Gesetze und Verordnungen einzuhalten?
3. Sind allenfalls aufgrund der erschwerten Arbeitsverhältnisse innerhalb der Kirchenpflege mittelfristig mit unerwünschten finanziellen Konsequenzen für die Kirchgemeinde zu rechnen?
4. Wie stehen die Pfarrer in dieser Krise?
Die Kirchenpflege antwortet darauf wie folgt:
Zu 1: Es geht um die Auslegung des biblischen Auftrags, welcher lt. Kirchengesetz Verkündigung und Diakonie bedeutet. Daraus ergeben sich die Schwierigkeiten, die sowohl auf Divergenzen auf weltanschaulich-religiösem Gebiet, als auch auf praktisch-materiellem Gebiet zurückzuführen sind.
Zu 2: Gesetze, d.h. Gemeindeordnung und Geschäftsreglement ordnen unsere Tätigkeit. Es stimmt, dass es uns Mühe macht, die Grenzen des Zulässigen zu sehen d.h. zu kennen.
Zu 3: Die erschwerten Arbeitsverhältnisse innerhalb der Kirchenpflege haben keine finanziellen Konsequenzen für die Kirchgemeindeglieder. Vielmehr hängen finanzielle Folgen vom Verständnis resp. der Auslegung des kirchlichen Auftrags ab.
Zu 4: Die Pfarrer nehmen an den Sitzungen, Beratungen und an der Meinungsbildung teil. Sie sind engagiert und mitverantwortlich.
1978 Die von den politischen Gremien eingesetzte Kommission kommt zum Schluss, dass nur eine Erneuerung aller 9 Mitglieder der Kirchenpflege das längst auch in den Medien thematisierte Zerwürfnis in der Kirchenpflege mit Sicherheit beenden wird. Rechtzeitig auf die Erneuerungswahl hin wird deshalb, unter dem Slogan: “Mit neuem Team zu neuem Tun“ dem Stimmbürger empfohlen, eine komplett neue Kirchenpflege zu wählen.
Gleichzeitig wird seitens einiger zur Weiterarbeit gewillter alter Kirchenpflegemitglieder, unterstützt durch die beiden jungen Pfarrer eine eigene, auf 9 Mitglieder ergänzte Kirchenpflege, dem Stimmbürger zur Wahl empfohlen.
Die Wahl gewinnt die komplett neue, von den politischen Gremien empfohlene, Kirchenpflege.
An der ersten darauf folgenden Gemeindeversammlung vom 15. Juni wird über folgenden Arbeitsgrundsatz (der auf Art. 1 der Zürcher Kirchenordnung Bezug nimmt) der total erneuerten Kirchenpflege informiert. Demnach hat die neue Kirchenpflege beschlossen:
1. Gottes Wort aufgrund der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments verkünden zu lassen, damit Menschen durch den Heiligen Geist zum Glauben erweckt und in lebendiger Gemeinschaft verbunden, Jesus Christus als das Haupt der Gemeinde und als Herrn uns Erlöser der Welt anerkennen, und durch ihr Leben die Hoffnung auf das Kommen des Reiches Gottes bezeugen.
2. Die, durch Gesetz und Verordnung, der Kirchenpflege auferlegte Führungsrolle ernst zu nehmen, Ziele zu setzen, über Wege und Mittel zur Erreichung der Ziele zu entscheiden, die Entscheide zu vollziehen und den Vollzug der Beschlüsse zu kontrollieren.
3. Die Abwicklung der Geschäfte geradlinig und nach den im Geschäftsleben üblichen Regeln zu vollziehen, die Mitarbeiter zur Förderung der Arbeitsfreude und Wirksamkeit konziliant und straff zu führen und sie in der Ausführung ihres kirchlichen Auftrags wirksam zu unterstützen, damit die nötige Begeisterung für ihre Tätigkeit zu wecken und die der Kirchgemeinde anvertrauten Mittel haushälterisch zu verwenden.
Die Kirchenpflege ermöglicht die Gründung einer CVJM-Abteilung in Geroldswil und wird dabei vom CVJM Urdorf unterstützt.
1979 Die Kirchgemeinde nutzt eine Kreditmöglichkeit des Kirchenrates. Der Jugendtreff Geroldswil erhält eine diskrete Leitung. Ermutigt durch die guten Erfahrungen folgt 1980 die Anstellung eines Jugendarbeiters.
Die Kirchgemeindeversammlung beschliesst die Einführung des Abendmahls mit Kindern.
Die Kirchgemeinde entschliesst sich, eine Flüchtlingsfamilie aus Vietnam aufzunehmen und deren Aufenthalt in unserer Kirchgemeinde zu organisieren und zu begleiten. Zu diesem Zweck wird eine Flüchtlingsbetreuergruppe eingesetzt. Die damit verbundenen vielseitigen Geschäfte beanspruchen Betreuergruppe und Kirchgemeinde bis Ende der 80er Jahre.
Am 29./30. Sept. wird erstmals in Geroldswil ein „Chilefäscht“ gefeiert.
1980 Die beiden jungen Pfarrer, die seit den Erneuerungswahlen 1978 mit einer von ihnen nie akzeptierten Kirchenpflege zu arbeiten hatten, lassen auf der Frontseite des Tagesanzeiger ihrem Frust freien Lauf. Beide reichen darnach ihren Rücktritt ein.
An der folgenden Gemeindeversammlung beantragt die Kirchenpflege die Wahl einer Pfarrwahlkommission und schlägt vor, dass diese aus der Kirchenpflege (von Amtes wegen) und zusätzlich 4 weiteren Mitgliedern besteht. Seitens der, den beiden neuen Pfarrer verpflichteten Versammlungsteilnehmern wird versucht, die Pfarrwahlkommission zu vergrössern und 9 zusätzliche Mitglieder zu verlangen. Begründung: Es sei ein Gegengewicht zur neuen Kirchenpflege nötig. Dieser Antrag hat in der Gemeindeversammlung keine Chance und wird abgelehnt.
Ab diesem Tag, es ist der 12. Juni 1980, kehrt nun auch in der Kirchgemeinde der lang ersehnte Friede wieder ein.
In Geroldswil wird zum 2. Chilefäscht eingeladen.
Ein Jugendarbeiter, eine Hausordnung und Investitionen für Einrichtungen gewährleisten einen geordneten Jugendtreffbetrieb.
Erste Kinderlager im Frühjahr und Sommer werden angeboten und unerwartet stark benutzt, sodass innert Wochenfrist ein zusätzliches Lager (samt Unterkunft und Team) angeboten wird.
2 bis 3 Kinderlager gehören künftig zum jährlichen Angebot der Kirchgemeinde. 100 bis 120 Kinder profitieren jeweils davon.
Zweite Trennungsabstimmung auf Bundesebene; 21% Ja-Stimmen. (Kanton ZH: 23%)
1982 Anerkennung weiterer religiöser Gemeinschaften in Volksabstimmung gescheitert; 47% Ja-Stimmen
1984 Disputation in allen Bezirken. Projekte Weiningen: Mehr Familien-Gottesdienste, Besucherkreis, Bücher-Nachweis.
1985 Ein neuer Lobgottesdienst (Gospelmeeting) wird in der Kirche Weiningen bis 1988, jeweils am Sonntagabend, angeboten.
1986 Auf Ersuchen der Oberstufen-Schulpflege bleibt der Jugendtreff in der Nacht des Schulsilvesters offen.
1990 Eine Gruppe der Kirchgemeinde beteiligt sich aktiv und regelmässig an der von Pfarrer Sieber initialisierten Hilfe für Drogenabhängige auf dem Zürcher Platzspitz.
In Geroldswil wird zum 7. Chilefäscht eingeladen. Es ist das letzte einer im Jahre 1979 begonnen Serie.
1991 Neuregelung für den Kirchenboten. Das Abo wird nur noch auf Wunsch zugestellt
1993 Die Sonntagabendgottesdienste in der Fahrweid werden mangels Interesses eingestellt.
1995 Die Jugendgruppe Twelve wird gegründet.
1999 Die Funktion Jugendarbeiter wird auf 150 Stellenprozente erhöht.
2000 Die Funktion Jugendarbeiter wird auf 165 Stellenprozente erhöht.
2002 Ab Sommer wird in der Kirche Geroldswil ein Gottesdienst in neuer Form angeboten.
Am 29. Sept. wird ein Festgottesdienst mit anschliessendem Mittagessen aus Anlass „25 Jahre kirchliches Zentrum Geroldswil“ durchgeführt. Aus diesem Anlass hat die Kirchgemeinde eine Festschrift publiziert. Diese ist im Sekretariat der Kirchgemeinde einzusehen oder, so lange Vorrat, zu beziehen.
Die Funktion Jugendarbeiter wird auf 200 Stellenprozente erhöht.
2003 Abstimmung Kirche und Staat vom 30. November.
Keine der drei Kirchenvorlagen ist angenommen worden. Die Vorlage beinhaltete:
Finanzen: Die Kirchen erhalten staatliche Unterstützung aufgrund ihrer Tätigkeitsprogramme und Mitgliederzahlen.
Besteuerung juristischer Personen: Unternehmen und Firmen sollen wie bisher Kirchensteuern bezahlen.
Autonomie: Die Kirchen erhalten die Autonomie, ihre internen Angelegenheiten unabhängig vom Staat zu regeln.
Anerkennung weiterer Religionsgemeinschaften.
In einer stillen Ersatzwahl wird die erste Frau ins Präsidium der Kirchgemeinde gewählt.
später In den 4 Amtsperioden 1978 bis 1994 wurden neue kirchgemeindliche Angebote geschaffen, die weit über die Jahrhundertwende hinaus Bestand haben und heute, z.B. im Jahr 2010, immer noch zum festen Angebot gehören. Es sind dies:

• Schwerpunkt Jugendarbeit:
o seit 1978 CVJM-Abteilung
o seit 1979 Jugendtreff Geroldswil – seit 1980 Ganztagsstelle,
o seit 1980 2-3 Kinderlager in den Frühjahrsferien

• Schwerpunkt Gemeindeaufbau
o seit 1981 jährliches Helferfest im Januar
o seit 1982 erstmals allg. verbindliches Signet für die Kirchgemeinde - Corporate Identity
o 1985 bis 1988, erstmals moderner Gottesdienst, damals „Gospelmeeting“ genannt, beendet wegen Wegzug der Pfarrerin Marianne Stocker
o seit 1985 Frauenfrühstück
o seit 1993 Gemeindeferienwoche, zuerst im CEVI-Zentrum Hasliberg, dann in Montmirail